HochschulpolitikStudiengebühren entsolidarisieren Studierende
Viele Befürworter von Gebühren (gerade auch unter Studierenden) hoffen darauf, dass damit die Hochschulen besser ausgestattet würden. Zunächst bleibt das eine Hoffnung und selbst, wenn sie erfüllt würde, kommen damit immer mehr Begehrlichkeiten auf, die zu einer zunehmenden Entsolidarisierung unter den Studierenden führen werden.
So ist es schon heute so, dass bspw. BWL- oder Jura-Studierende eher für Gebühren sind, als Studierende aus den Geisteswissenschaften. Erstere sehen immer mehr nur noch die finanzielle Verwertbarkeit ihres Wissen und hoffen auf ihre Investition in ihre Humanressourcen. Letztere sehen ihre Ideale davonschwimmen.
Den Gebührengegnern wird zunehmend vorgeworfen, sie seien am schlechten Zustand der Hochschulen schuld. So kann man auch die Tatsachen verdrehen. Noch sagen fast alle Gebührenbefürworter, es müsse für "Sozialverträglichkeit" gesorgt werden. Alle Modelle sorgen für Abschreckungseffekte, aber wenn doch die Hochschulen besser werden (was erst einmal nur eine Hoffnung ist), dann nur her mit dem Geld.
Bevor überhaupt ein Modell vernünftig durchgerechnet ist, outet Bayerns Wissenschaftsminister sich schon und sagt, 500 Euro im Semester kann doch jeder bezahlen, auch ohne einen Kredit. In den Medien wird er zitiert, dass die Studierenden "jeden Monat für hundert Euro auf etwas verzichten oder zwei Nachhilfestunden geben" müssten.
Gut für den Stammtisch, der immer noch glaubt, Studierende würden nur Parties feiern und sich einmal im Jahr an die Hochschule verirren, um eine Prüfung zu machen. Die Realität, in der schon heute die Mehrheit der Studierenden arbeiten muss und je nach Hochschule es auch nicht mehr weit her ist mit freier Zeiteinteilung, die wird ausgeblendet.
Dass es bei 500 Euro Studiengebühren nicht bleiben wird, unterstreichen auch Äußerungen von DIW-Chef Zimmermann. Bei der Gelegenheit sei daran erinnert, dass bspw. Wissenschaftssenator Dräger aus Hamburg schon 2003 ein Modell präsentierte, bei dem von 2500 Euro Studiengebühren im Jahr die Rede war.
Wenn ein Studium nur noch als Investition ins eigene Humankapital gesehen wird, wer interessiert sich dann noch für eine kritische Betrachtung der Gesellschaft? Wer hat dafür überhaupt noch Zeit, während sie/er die Gebühren verdienen muss bzw. Top-Leistungen in kürzester Zeit abzuliefern hat, damit das Stipendium nicht gefährdet wird? Wo bleibt Technikfolgenabschätzung? Kostet doch alles nur unnötig Geld und hindert an Gewinnen ...
Hinweis
Wer gegen Studiengebühren aktiv werden will, der informiere sich bei der Studierendenvertretung vor Ort, auf den Seiten des studentischen Dachverbands fzs oder auf den Kampagnen-Seiten Kein Spiel mit Bildung!.
So ist es schon heute so, dass bspw. BWL- oder Jura-Studierende eher für Gebühren sind, als Studierende aus den Geisteswissenschaften. Erstere sehen immer mehr nur noch die finanzielle Verwertbarkeit ihres Wissen und hoffen auf ihre Investition in ihre Humanressourcen. Letztere sehen ihre Ideale davonschwimmen.
Den Gebührengegnern wird zunehmend vorgeworfen, sie seien am schlechten Zustand der Hochschulen schuld. So kann man auch die Tatsachen verdrehen. Noch sagen fast alle Gebührenbefürworter, es müsse für "Sozialverträglichkeit" gesorgt werden. Alle Modelle sorgen für Abschreckungseffekte, aber wenn doch die Hochschulen besser werden (was erst einmal nur eine Hoffnung ist), dann nur her mit dem Geld.
Bevor überhaupt ein Modell vernünftig durchgerechnet ist, outet Bayerns Wissenschaftsminister sich schon und sagt, 500 Euro im Semester kann doch jeder bezahlen, auch ohne einen Kredit. In den Medien wird er zitiert, dass die Studierenden "jeden Monat für hundert Euro auf etwas verzichten oder zwei Nachhilfestunden geben" müssten.
Gut für den Stammtisch, der immer noch glaubt, Studierende würden nur Parties feiern und sich einmal im Jahr an die Hochschule verirren, um eine Prüfung zu machen. Die Realität, in der schon heute die Mehrheit der Studierenden arbeiten muss und je nach Hochschule es auch nicht mehr weit her ist mit freier Zeiteinteilung, die wird ausgeblendet.
Dass es bei 500 Euro Studiengebühren nicht bleiben wird, unterstreichen auch Äußerungen von DIW-Chef Zimmermann. Bei der Gelegenheit sei daran erinnert, dass bspw. Wissenschaftssenator Dräger aus Hamburg schon 2003 ein Modell präsentierte, bei dem von 2500 Euro Studiengebühren im Jahr die Rede war.
Wenn ein Studium nur noch als Investition ins eigene Humankapital gesehen wird, wer interessiert sich dann noch für eine kritische Betrachtung der Gesellschaft? Wer hat dafür überhaupt noch Zeit, während sie/er die Gebühren verdienen muss bzw. Top-Leistungen in kürzester Zeit abzuliefern hat, damit das Stipendium nicht gefährdet wird? Wo bleibt Technikfolgenabschätzung? Kostet doch alles nur unnötig Geld und hindert an Gewinnen ...
Hinweis
Wer gegen Studiengebühren aktiv werden will, der informiere sich bei der Studierendenvertretung vor Ort, auf den Seiten des studentischen Dachverbands fzs oder auf den Kampagnen-Seiten Kein Spiel mit Bildung!.
Eure Meinung? Was sagt Ihr allgemein zu Studiengebühren? Wie fandet Ihr die bisherigen Protestformen bei Euch und anderswo? In unserem Forum könnt Ihr das und andere Themen diskutieren. » Zum Forum Studium (allgemein) |
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