Kostenlos, öffentlich und für alleOpen Access – Der freie Zugang zu Wissen
Von Florian Muhl
Auf Open Access-Publikationen kann, da sie digital vorliegen, prinzipiell von allen – WissenschaftlerInnen, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit – weltweit und sofort zugegriffen werden. Voraussetzung dafür ist in der Regel lediglich ein PC mit Internetanschluss.
Wir geben zunächst einen Überblick über die Hintergründe von Open Access und gehen dann darauf ein, wie man solche Publikationen finden kann.
Open Access – Entwicklung und Hintergründe
Wörtlich übersetzt bedeutet Open Access 'offener' – also kostenfreier und unbeschränkter – 'Zugang'. Im engeren Sinne bezieht sich dies auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Publikation z.B. in Form von Zeitschriftenbeiträgen, im weiteren Sinne auf Kulturgüter bzw. das kulturelle Erbe allgemein.
Der Diskussion um Open Access liegt die so genannte 'Zeitschriftenkrise' in den 1990er Jahren zugrunde. Sie resultierte aus einem starken Anstieg der Preise für Fachzeitschriften in den Bereichen Naturwissenschaft, Technik und Medizin und einem Rückgang der Etats der Bibliotheken. Da aus diesem Grund viele Bibliotheken ihre Abonnements kündigten, stiegen die Preise der Zeitschriften noch weiter, so dass der Zugriff auf aktuelle Forschungsinformationen für Wissenschaftler und andere interessierte Personen immer stärker eingeschränkt wurde.
Gleichzeitig unterlief die zunehmende Verbreitung von elektronischen Publikationen seit Ende der 1980er Jahre die klassischen Formen der kommerziellen Verwertung von Wissen als Ware. Auch durch die wissenschaftliche Praxis wurde die bisherige Rolle der Verlage für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in Frage gestellt und der Paradigmenwechsel hin zu Open Access-Publikationen eingeläutet.1
So kann die Open-Access-Bewegung auch als "Selbsthilfe aus der Wissenschaft" beschrieben werden, die darauf abzielt, "die in den letzten 20, 30 Jahren erfolgreich gelungene Reduzierung von Wissensobjekten auf Waren zurückzunehmen".2 Einen weiteren Hintergrund für die Forderung nach dem allgemeinen und freien Zugang zu – u.a. – wissenschaftlichen Forschungsergebnissen bildet die aktuelle Debatte um Commons (Gemeingüter).3
Ein wichtiger Schritt für das Voranbringen des Open Access-Paradigmas war die 2003 von VertreterInnen deutscher und internationaler Forschungsorganisationen verabschiedete "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" (Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities).4 Open Access-Veröffentlichungen zeichnet demnach folgendes aus:
Die Urheber und die Rechteinhaber solcher Veröffentlichungen gewähren allen Nutzern unwiderruflich das freie, weltweite Zugangsrecht zu diesen Veröffentlichungen und erlauben ihnen, diese Veröffentlichungen – in jedem beliebigen digitalen Medium und für jeden verantwortbaren Zweck – zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird. [...]5
Mittlerweile spielt die Open Access-Publikation eine große Rolle – die Directory of Open Access Journals verzeichnet mittlerweile mehr als 6300 frei zugängliche Zeitschriften – und wird von verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv gefördert und vorangetrieben. So hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 2006 Open Access in ihrer Förderpolitik verankert und entsprechende Richtlinien festgelegt. Auch der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) verlangt von allen Forschungsprojekten, die von ihm gefördert werden, die Open Access-Publikation aller Forschungsergebnisse.
Weitere Beispiele und Hintergrundinformationen stehen auf der Informationsplattform open-access.net zur Verfügung.
Wie finde ich Open Access-Publikationen?
Open-Access Publikationen sind in der Regel auf Dokumentenservern, die auch Repositorien genannt werden, abgelegt. Diese Server werden von Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, wie z.B. Bibliotheken, betrieben. Ein Vorteil solcher Repositorien ist, dass über sie auch Forschungsdaten für andere zugänglich gemacht und langfristig bewahrt werden können. Weltweit existieren mittlerweile über 1.800 solcher Server, für eine Übersicht siehe OpenDOAR. In Deutschland wurden, Informationen der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e.V. (DINI) zufolge, im September 2010 insgesamt 144 Repositorien betrieben.
Auch über die Seiten von Verlagen wie Springer Science + Business Media kann kostenlos auf elektronische Publikationen zugegriffen werden, hier jedoch nur aus Netzen von Hochschulen, die eine entsprechende Lizenz erworben haben.
Es gibt verschiedene Ansatzpunkte und Möglichkeiten für die Suche nach Open Access-Publikationen. Eine Auswahl haben wir hier zusammengestellt:
Recherchemöglichkeiten zu elektronischen Publikationen verschiedener Universitäten:
OPUS-Metasuche - Suche nach elektronischen Publikationen an allen Hochschulen mit OPUS-Servern
DissOnline - Suche nach digitalen Dissertationen und Habilitationen aus Deutschland und der Schweiz
OAI-Suche - Suche nach Online-Publikationen an allen Hochschulen mit OAI-Schnittstelle
BASE (Bielefeld Academic Search Engine) - Multidisziplinäre Suchmaschine für frei zugängliche digitale internationale wissenschaftliche Internet-Quellen
OLR Online-Ressourcen des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) - Auszug aus dem Katalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GVK); enthält über 1.353.400 Nachweise für in digitaler Form vorliegende Dokumente einschließlich der 90.265 elektronischen Zeitschriften der Zeitschriftendatenbank (ZDB).
MeIND (Metadata on Internet Documents) - Projekt des Hochschulbibliothekszentrums Nordrhein-Westfalen Indexiert über 400.000 Dokumente, davon ca. 91.000 Dissertationen.
Beispiele für Publikations- / Archivserver von Hochschulen:
- Online-Publikationsservice (OPUS) der Universität Würzburg
- Dokumenten- und Publikationsserver der Humboldt-Universität zu Berlin
- Archivserver der Universitätsbibliothek Marburg
Beispiele für spezielle Publikationsserver mit fachlichen Schwerpunkten:
- ArXiv - Einer der bekanntesten Dokumentenserver für e-prints aus den Bereichen Physik, Mathematik, Informatik und Biologie
- Social Science Open Access Repository - Open Access-Dokumentenserver der Sozialwissenschaften
Eine Übersicht zu Open Access in einzelnen Fächern und weitere Informationen sind auf open-access.net zu finden.
Weiterlesen zum Thema Open Access:
Fußnoten:
1 Vgl. dazu http://open-access.net/. Auch Initiativen wie das 1984 gegründete GNU-Projekt aus dem das quelloffene Betriebssystem Linux hervorging und die 2001 gegründete Non-Profit-Organisation Creative Commons, die ein alternatives Lizensierungssystem für AutorInnen zur Verfügung stellt, sind Beispiele für Produktions- und Veröffentlichungsformen, die über das klassische Urheberrechtsmodell hinausweisen.
2 Rainer Kuhlen, 'Open Access – im Interesse aller: Produzenten, Nutzer und der publizierenden Informationswirtschaft', in BdWi Studienheft 7, Marburg, 2011, S. 18.
3 Vgl. dazu das Dossier "Gemeingüter: Wohlstand durch Teilen" der Heinrich Böll Stiftung und den Vortrag "Commons jenseits von Markt und Staat" von Stefan Meretz (2010) auf www.keimform.de .
4 Ihr vorausgegangen waren 2001 die Erklärung der Budapest Open Access Initiative in der der freie unentgeltliche Zugang zur wissenschaftlichen Fachzeitschriftenliteratur in allen akademischen Feldern gefordert wurde und das Bethesda Statement on Open Access Publishing, das im Juni 2003 von VertreterInnen von Fördereinrichtungen, Bibliotheken, Verlagen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften verabschiedet worden war.
5 "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen", 2006.