Studiensystem, Noten & FreizeitAuslandsstudium Großbritannien
Von Sebastian Horndasch, aktualisiert von der Studis Online-Redaktion
Großbritannien besteht aus mehreren Landesteilen: England, Schottland und Wales ergeben Großbritannien. Großbritannien bildet zusammen mit Nordirland das Vereinigte Königreich – in englisch UK, United Kingdom. Häufig wird Großbritannien aber als Synonym für Vereinigtes Königreich benutzt.
1. Kurz + knapp
Bei der Vergabe der Noten gibt es Unterschiede. In Großbritannien teilt man die Noten in 4 Prozentkategorien ein. Diese sind wichtig für den Abschluss. Es macht also einen Unterschied ob du einen Abschluss First class (70+%), oder einen Third class (40-49%) erreichst. Diese entsprechen in Deutschland den Abschlüssen „Mit Auszeichnung bestanden" oder „Bestanden".
Die Noten im Master unterscheiden sich in zwei Dingen zu den Noten vom Bachelor. Einen Abschluss "Third Class" kann man im Master nicht mehr erreichen. Die Namen der anderen drei ändern sich im Master. "Lower Second-Class" wird im Master zu "Pass", "Upper Second-Class" zu "Merit" und "First Class" wird zu "Distinktion". Die Prozentmarken bleiben wie beim Bachelor.
Für viele Studiengänge kann ein Aufenthalt in UK sinnvoll sein – sei es zur Verbesserung deiner Sprachskills oder um die Kultur vor Ort zu erleben. Passende Studienfächer sind z. B.: Englisch, Anglistik/Amerikanistik, Englische Sprache und Literatur und natürlich alle englischsprachigen Studiengänge.
Brexit vollzogen
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,89% der Wähler in Großbritannien für den Brexit. Aber erst am 1.1.2021 wurde dieser wirklich vollzogen – bis dahin wurde verhandelt, aufgeschoben, Übergangsfristen genutzt. Beim BAföG gilt sogar, dass alle, die vor dem 1.1.2021 ein Studium in Großbritannien aufgenommen haben, noch weiter BAföG erhalten können. Allerdings nur bis zum ersten Abschluss – wer dann gerade im Bachelor war, kann höchstens noch einen einjährigen Master anschließen.
Auch von britischer Seite gibt es Übergangslösungen für Studierende, die noch im Studienjahr 2020/2021 begonnen haben. Sie zahlen noch die geringeren Studiengebühren (Home Fees) und haben noch Anspruch auf die Tuition Fee Loans von Student Finance England und Student Awards Agency Scotland.
Für alle, die ab Juli 2021 studieren, wird es aber deutlich teurer, da nun für EU-Bürger die Studiengebühren für internationale Studentinnen und Studenten gelten, die jede Hochschule selbst festlegt und auch kein Anspruch auf die die Tuition Fee Loans mehr besteht. Ab 6 Monaten Aufenthalt brauchen Studis zudem ein Studierenden-Visum, welches automatisch eine Arbeitserlaubnis für bis zu 20 Stunden / Woche beinhaltet.
Aus Erasmus+ ist Großbritannien ausgestiegen. Dennoch sind weiter Aufenthalte möglich.
Stand: Januar 2022
2. Warum Großbritannien?
Baked Beans, Pommes mit Essig, gebratene Würste zum Frühstück: Großbritannien kann sich nicht mit einer Küche von Weltruf schmücken. Anders bei den Universitäten: Mit Oxford, Cambridge, St. Andrews und London School of Economics - um nur einige zu nennen - beherbergt das vereinigte Königreich einige der anerkanntesten Institutionen der Welt.
Dies spiegelt sich auch in Rankings wieder: Das Times World University Ranking 2023 listet auf Platz 1 die University of Oxford und auf Platz 3 die University of Cambridge. Die Uni München, als beste Uni Deutschlands, liegt auf Platz 33 (dabei sei gesagt, dass Rankings sehr methodenabhängig und damit alles andere als präzise sind). Weitere Infos gibt es hier.
Doch britische Hochschulen sind nicht generell besser als deutsche: Qualitätsunterschiede zwischen den Universitäten sind deutlich ausgeprägter als bei uns. Es gibt viele herausragende Hochschulen – aber auch viele schlechte. Dies liegt unter anderem daran, dass anders als bei uns Forschungsmittel in Großbritannien auf einige besonders anerkannte Hochschulen konzentriert werden.
Vor allem die Internationalität der Studierenden spricht für Großbritannien. An den besseren Universitäten tummeln sich Menschen aus allen Teilen der Erde. Dabei kann man spannende Entdeckungen machen: So haben Studierende aus verschiedenen Teilen der Erde verschiedene Lernrhythmen.
Überhaupt ist Großbritannien ein sehr gastfreundliches Land. Im Supermarkt wird man vom Kassenpersonal gerne mal mit „Love“ oder „Dear“ angesprochen und in Pubs kommt man schnell mit den anderen Leuten in Kontakt – vor allem, wenn man Ahnung von Fußball hat.
Legendär ist auch die Fairness der Briten im täglichen Leben: Überall werden Schlagen gebildet, selbst an der Bushaltestelle. Das wirkt auf den ersten Blick befremdlich auf ellenbogenerfahrene Deutsche, doch es reduziert Stress und Streit und erleichtert das Leben von Schwächeren.
3. Passende Studienfächer
Für bestimmte Studienfächer kann ein Auslandsaufenthalt in Großbritannien besonders sinnvoll sein, in erster Linie natürlich für ein Englisch Studium. Wo ließe sich die Sprache leichter lernen, als "over a nice cup of tea" umgeben von Muttersprachlern? ☕️
Übrigens: Viele setzen ein Englisch Studium mit einem Anglistik Studium gleich, das stimmt so aber nicht. Der Unterschied zwischen den Studienfächern Englisch und Anglistik besteht hauptsächlich darin, dass ersteres sich wirklich primär mit der englischen Sprache befasst. Im Anglistik Studium hingegen, geht es mehr um die gesamte anglistische Literatur und den englischsprachigen Kulturkreis. Es handelt sich also eher um ein literatur- und kulturwissenschaftliches Studienfach, während Englisch hauptsächlich ein sprachwissenschaftliches Fach ist.
Auch andere Studienfächer profitieren von einem Ausflug auf die Insel. Vor Ort kannst du die Kultur und die Geschichte des Landes deutlich intensiver wahrnehmen, als anhand von Fachliteratur oder Bildmaterial. Nicht ohne Grund sind Auslandsaufenthalte für einige Studiengängen obligatorisch.
Für folgende Studienfächer kann ein Auslandsaufenthalt in Großbritannien besonders sinnvoll sein:
4. Britische Hochschulen
Hauptgebäude der Nottingham University: Eine der größten Universitäten des Landes.
Ein für deutsche Studierende sehr augenscheinlicher Unterschied ist die bessere Personalausstattung britischer Hochschulen. Beispielsweise ist an der Uni München bei insgesamt 35.003 Studierenden 1 Mitarbeiter für 34 Studentinnen und Studenten zuständig. In Manchester studieren 37.036 Menschen wobei nach dem jüngsten Times Higher Education Ranking 14 Studis von einem Mitarbeiter betreut werden.
Die umfangreiche Personaldecke führt dazu, dass die Services britischer Universitäten weit über das hinausgehen, was deutsche Studierende kennen: Ein umfangreicher Karriereservice, sofortige Hilfe im Sekretariat, Hilfsangebote bei Problemen jedweder Art und problemlose telefonische Erreichbarkeit der Verwaltung sind in Großbritannien Standard.
Fachhochschulen gibt es in Großbritannien nicht, sondern ausschließlich Universitäten. Sie bieten theoretisch sowie auch praktisch orientierte Studiengänge an. Dabei genießen die Hochschulen ein sehr hohes Maß an Autonomie: Sie sind weitaus weniger vom Staat abhängig und können selbständig Personal einstellen.
Studiendauer
Der Bachelor dauert in Großbritannien in der Regel drei Jahre – mit der Ausnahme von Schottland, wo Studierende vier Jahre bis zum Abschluss brauchen. Es gibt schottische Universitäten an denen das 4. Jahr EU-Studierenden kostenlos angeboten wird, wenn sie bereits 3 Jahre an der Uni studiert haben. Der Master nimmt in Großbritannien meistens ein Jahr Anspruch, selten gibt es 2-jährige Masterprogramme.
Viele Universitäten zählen in Großbritannien Semester. Das Studienjahr startet häufig im September, manchmal im Oktober und endet im Juni oder Juli, manchmal aber auch erst im September. Die Daten finden Studieninteressierte im academic calendar auf Großbritanniens Hochschul-Webseiten.
Je nach Region existiert auch noch eine Aufteilung des Studienjahrs in Trimester. Die Trimester werden teilweise sogar trotz Einteilung in 3 Abschnitte pro Studienjahr (Autumn, Summer und Spring) „Semester“ genannt. Eine andere Bezeichnung ist „Term“.
Klausuren finden in der Regel am Ende des jeweiligen Semesters oder Trimesters statt. Über Weihnachten und die Osterzeit gibt es häufig mehrwöchige Ferienzeiten.
Durchstrukturiertes System
Der Unterricht ist an britischen Universitäten meist straff strukturiert und es herrscht Anwesenheitspflicht. Gerade im ersten Jahr ist das Studium im Vereinigten Königreich sehr verschult. Erst gegen Ende des Bachelors können Studierende ihre eigenen Schwerpunkte setzen.
Daniel Knapp hat einen Master in Soziologie von der London School of Economics (LSE) und arbeitete dann für eine Londoner Medienberatung. Er berichtet: „Für deutsche Studenten ist es teilweise schwierig, in das sehr durchstrukturierte System England einzutauchen. Wahlmöglichkeiten sind eher gering, die Module sind stark vordefiniert. Auch im Kurs selbst arbeitet man sehr strukturiert und zielgerichtet.“
Für Daniel Knapp gab es ein großes Aha-Erlebnis: „Im Masterstudium wie im Bachelorstudium gibt es einen großen Fokus auf schriftliche Prüfungen. Meine schriftlichen Prüfungen waren von der Benotung her durchweg schlechter als meine Essays.“ Woran das lag? „Eine schriftliche Prüfung in England ist eine auswendig gelernte Wiedergabe einer Testprüfung. Man weiß, es können drei, vier Themen drankommen, ein bis zwei muss man in der Prüfung wählen. Die Engländer haben zu jeder der Fragen einen Essay vorgefertigt und diesen in der Prüfung reproduziert.“ Er wurde davon überrascht: „Ich dachte, man müsse Nuancen beleuchten, die Fragen waren dann aber genauso wie vom Dozenten vorhergesagt.“
Familiäre Atmosphäre
Die Atmosphäre an den Hochschulen ist in Großbritannien in der Regel familiärer als in Deutschland. Die Seminare sind kleiner und Dozenten in der Regel stets erreichbar. „An britischen Hochschulen herrscht eine Politik der offenen Tür“, so Sabine Hinsche-Rozek vom British Council in Berlin. Das bestätigt Daniel Knapp: „Sprechstunden sind in Großbritannien häufiger, Hierarchien flacher, es kommt eher ein Dialog zu Stande.“ Er schränkt allerdings ein: „In England durchdringen marktwirtschaftliche Prinzipien auch stark die Universitäten. Beziehungen zu Professoren sind daher oft wenig persönlich, sondern stärker zweckorientiert.“
Die Sprache ist in Großbritannien kein großes Problem. Anders als in Deutschland spielen korrekte Ausdrucksweise und Grammatik nur eine untergeordnete Rolle – das gilt für Essays wie für Klausuren. „Wir hatten bei 20 Leuten nur 4 Muttersprachler“, so Daniel Knapp, „da stachen die Deutschen mit ihren Ausdrucksfähigkeiten positiv heraus.“
Für ihn war die Zusammensetzung der Mitstudierenden die positivste Erfahrung im Studium: „Ich kann nicht bestätigen, dass die Lehre in England qualitativ gegenüber der Deutschen überlegen ist. Das, was der Master mir am meisten gebracht hat, war die Horizonterweiterung durch die Kommilitonen aus aller Herren Länder. Man wird konfrontiert mit verschiedenen Weltanschauungen. Mein europazentrisches Weltbild ist in sich zusammen gefallen. Das war eine Schule fürs Leben.“
Was sind Colleges?
Einige der Universitäten sind in Colleges aufgeteilt. Je nachdem welcher Studiengang gewählt wird, entscheiden sich die Studierenden mit dem Studium auch für ein College oder werden ihm zugewiesen. Colleges sind die Orte an denen Studienleben und Lehrveranstaltungen stattfinden. Sie können sich in einer Stadt verteilen.
Sie sind vergleichbar mit den Fakultäten an Hochschulen in Deutschland. In Großbritannien finden aber auch viele Freizeitangebote an den Colleges statt. Teilweise sind auch Unterkünfte mit angebunden. Nicht alle Universitäten in Großbritannien operieren im College-System. Die berühmtesten sind Oxford und Cambridge.
Warum ist das wichtig? In einzelnen Fällen werden für die Colleges Extra-Gebühren erhoben, so zum Beispiel an der Cambridge University. An der Oxford University fällt zur Vermeidung von Verwirrung mittlerweile nur noch eine gemeinsame Studiengebühr – „combined fee" – an.
An der Mehrheit der Unis in Großbritannien gibt es aber keine extra College Fees.
Daneben gibt es noch Colleges, die nicht einer Universität angegliedert sind und dennoch Bachelor- und Masterstudiengänge anbieten. Der Vorteil ist, dass sie in der Regel günstiger sind als Universitäten. Doch nicht alle Colleges sind für ein Hochschulstudium geeignet. Denn College steht für eine Vielzahl an Bildungseinrichtungen auch im schulischen und privaten Bereich. Für ein Auslandsstudium in Frage kommen nur die Higher Education Colleges oder Higher Education Institutes (kurz auch häufig HEI genannt) mit staatlich anerkannten Bachelor- und Masterstudiengängen infrage. Teilweise können die Colleges die Abschlüsse auch nicht selbst vergeben, sondern arbeiten dafür z.B. mit einer Universität oder einem anderen berechtigten Higher Education Institute zusammen.
Auf der Webseite der britischen Regierung, findest du Verzeichnisse zu Universitäten und Colleges, die berechtigt sind, Bachelor- und Masterabschlüsse sowie andere im Bereich der höheren Bildung (englisch, Higher Education, kurz HE) zu vergeben.
5. Studienmöglichkeiten
Neben Bachelor- und Masterstudium kommt auch ein Gaststudium in Frage. Im Erasmus-Programm ist Großbritannien mindestens bis 2027 nicht mehr dabei. Dennoch sind aufgrund einer allgemeinen Neuerung in den Erasmus-Richtlinien trotz des Austritts weiterhin geförderte Aufenthalte in Großbritannien möglich, aber in geringerem Maße.
Gaststudium
Dauer: 1 – 2 Semester oder 1 – 3 Trimester
Status: Visiting Student
Zulassung: Selbst organisiert über die Zielhochschule
Fristen: Hochschulabhängig
Kosten: Mit etwas Glück bietet die Hochschule, günstigere Gebühren für internationale Studierende an, die im Rahmen ihres eigentlichen Studiums einen Auslandsaufenthalt an einer Hochschule Großbritanniens machen möchten. Eine Nachfrage lohnt sich, wenn die Information nicht schon auf der Hochschul-Webseite steht. Gaststudierende nehmen nur 1 bis 2 Semester bzw. 1 - 3 Trimester am Studienprogramm einer britischen Hochschule teil. Bei nur einem Semester oder 1 bis 2 Trimestern zahlen die ausländischen Studentinnen und Studenten normalerweise auch nur einen Anteil der jährlichen Studiengebühren. Je nachdem wie lange sie bleiben und wie hoch die Studiengebühren für internationale Studierende an der britischen Universität sind, können das ca. 4.700 £ pro Trimester oder ca. 7.700 £ pro Semester sein.
Wer es schafft sich erfolgreich für einen mit Erasmus+ organisierten Aufenthalt in Großbritannien zu bewerben, zahlt keine Studiengebühren. Mit Auslands-BAföG kann unter bestimmten Vorraussetzungen ein Teil der Studiengebühren gefördert werden.
Bachelor
Dauer: 3 – 4 Jahre
Zulassung: Über die UCAS
Fristen: Mitte September bis 15 Januar (Ausnahme: Cambridge, Oxford und Medizin nur bis 15. Oktober)
Kosten: 10.000 £ bis 26.000 £ (Gebühren für internationale Studierende gelten nun auch für Studis aus den EU-Mitgliedstaaten) – für Management und Medizin teilweise sogar mehr. Für EU-Bürger bieten einige Hochschulen seit dem Brexit spezielle Stipendien an, die die Studiengebühren senken. Sie sind aber in der Regel nur für ein volles Studium möglich, nicht aber für Gaststudentinnen und Gaststudenten.
Master
Dauer: 1 bis 2 Jahre
Zulassung: Über die Zielhochschule
Fristen: Hochschulabhängig, Fristen enden in der Regel zwischen Dezember und April
Kosten: 10.000 £ bis 26.000 £ (Gebühren für internationale Studierende gelten nun auch für Studis aus den EU-Mitgliedstaaten) – für Management und Medizin teilweise sogar mehr. Für EU-Bürger bieten einige Hochschulen seit dem Brexit spezielle Stipendien an, die die Studiengebühren senken. Sie sind aber in der Regel nur für ein volles Studium möglich, nicht aber für Gaststudentinnen und Gaststudenten.
Welchen Abschluss soll ich wählen?
Bachelor Degree
Ähnlich wie im Deutschen gibt es auch in Großbritannien verschiedene Bachelorabschlüsse: Bachelor of Arts (BA), Bachelor of Science (BSc), Bachelor of Education (BEd) and Bachelor of Engineering (BEng). In der Regel dauern sie 3 Jahre, in Schottland meist 4 Jahre. Schließt du deinen Abschluss mit mindestens 50% ab, erhältst du in der Regel einen 'honours' degree. Der Honours Degree ist dem deutschen Bachelorabschluss ähnlich. Alternativ dazu gibt es noch den Ordinary Degree oder auch General Degree genannt. Er kann vergeben werden, wenn die Voraussetzung nicht erreicht wurde.
Studieninteressierte sollten noch wissen, dass es in Sozial- und Geisteswissenschaften den Scottish Master Degree gibt (kurz MA). Dabei handelt es sich nicht um einen Master, sondern um einen 4-jährigen Bachelor, der nach drei Jahren mit dem General Degree abschließt und nach 4 Jahren mit dem honour degree.
In Großbritannien ist es auch möglich, weniger als 3 bzw. 4 Jahren am Kursprogramm der Hochschulen teilzunehmen. Nach 1 Jahr erhalten Studierende ein Certificate, nach 2 Jahren gibt es den Intermediate und nach 3 oder 4 Jahren den Honours.
Master Degree
Der britische Master ist häufig einjährig, nur teilweise 2-jährig. So kommt man mit einem dreijährigen Bachelor am Ende auf nur vier Jahre Studienzeit - ein Jahr weniger als eigentlich laut Bologna vorgeschrieben.
Viele Studierende sorgen sich, ob der kürzere britische Master in Deutschland auch voll anerkannt ist. In der Privatwirtschaft solltest du keine keine Probleme bekommen, denn hier zählt die individuelle Qualifikation. Problematisch könnte es für dich jedoch im Staatsdienst werden sowie in staatlich regulierten Berufen und bei einer Promotion. In allen drei Bereichen wird fast immer auch mit insgesamt nur vier Jahren Studium zugelassen, allerdings handelt es sich immer um Einzelfallentscheidungen. Möchte dir aber jemand Steine in den Weg legen, kann er dies tun.
Es gibt den Master als Taught Master und als Master by Research. Der Taught Master beinhaltet ebenfalls Forschung, der Schwerpunkt liegt aber auf dem Lernen per Unterricht. Der Master by Research lehrt Studierenden die verschiedenen Forschungsmethodiken und beinhaltet ein eigenes Forschungsprojekt.
Während der Master Taught häufig 12 Monate in Anspruch nimmt, braucht der Master by Research eher 18 Monate. Beide können aber auch länger dauern. Aufgrund der geringeren Unterrichtsbegleitung ist der Master by Research häufig etwas kostengünstiger.
Wer anschließend einen PhD anstrebt und sich auf eine Förderung bewerben möchte, sollte einen Master of Research favorisieren. Auch der Master of Philosophy (MPhil) ist für angehende Promotionsstudenten konzipiert. Je nach Fall kann aber sogar ein Taught Master als Voraussetzung für einen PhD genügen.
Voraussetzung für den Master ist in vielen Fällen der Honours Degree.
Promotion
Wem ein Master noch nicht genügt, kann in Großbritannien den PhD anschließen. Es gibt zudem kombinierte Programme oft auch „integrated" PhD genannt, die im ersten Jahr mit einem Master Research beginnen und dann für 3 weitere Jahre in einen PhD münden. Dafür reicht schon ein Honours Degree.
Wer in Großbritannien einen PhD beginnen möchte, braucht meistens einen Master, für einen geförderten PhD bevorzugt einen Master Research. Es gibt aber vereinzelt auch Fachgebiete, in denen Studierende schon mit einem Bachelorabschluss einen PhD starten können.
Hier findest du mehr Informationen zu Britischen Abschlüssen
6. Noten und Credits
Die Notengebung an Hochschulen findet in Großbritannien in Prozentzahlen statt. Ab 70% hat man einen so genannten „first class“ Abschluss, also einen Abschluss mit Auszeichnung. Das klingt schaffbar, allerdings ist es kaum möglich, eine bessere Note als 80% zu erreichen. Wer dagegen weniger als 40% schafft, ist durch die Prüfung gefallen. Im Master hat man sogar erst ab 50% bestanden. Im folgenden findest du drei Übersichten zur ungefähren Bedeutung der britischen Hochschulnoten. Achtung: Wie bei uns gibt es auch im Vereinigten Königreich von Fach zu Fach Unterschiede in der Härte der Benotung.
Bachelornoten und ihre Entsprechung in Deutschland
Note | Bezeichnung | Übersetzung | Deutsche Entsprechung |
70 + % | First Class (auch: 1) | Mit Auszeichnung bestanden | Ab 76%: 1,0; ab 70%: 1,3 |
60 – 69 % | Upper Second-Class (auch: 2.1) | Mit gutem Erfolg bestanden | Ab 66%: 1,7; ab 63%: 2,0; ab 60%: 2,3 |
50 - 59 % | Lower Second-Class (auch: 2.2) | Mit Erfolg bestanden | Ab 56%: 2,7; ab 53%: 3,0; ab 50%: 3,3 |
40 – 49 % | Third-Class (auch: 3) | Bestanden | 3,7 |
Masternoten in Großbritannien
Note | Bezeichnung |
(70 % und mehr) | Distinction |
(60-69 %) | Merit |
(50-59 %) | Pass |
CATS versus ECTS
Mit der Bolognareform wurde überall in Europa das European Credit Transfer System (ECTS) eingeführt. In ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen bevölkertes Land blieb bei seinem eigenen Leistungspunktesystem: Großbritannien. Hier herrscht das Credit Accumulation and Transfer Scheme (CATS). Studierende erhalten für jeden besuchten Kurs in der Regel 10 Credits. Pro Jahr müssen 120 Punkte erbracht werden, das macht im Schnitt 12 Kurse im Jahr – vier pro Trimester. Damit lassen sich zwei CATS-Punkte in etwa einen ECTS-Punkt umrechnen.
7. Sportclubs & Societies in der Freizeit
In Großbritannien ist es für Studierende üblich, einem oder mehreren Vereinen („Societies“) beizutreten. Societies gibt es an jeder Universität für die verschiedensten Zwecke: Sport, Theater und Gesang, Kunst, Politik, Nationalitäten oder schlicht und einfach Partys. Societies sind der beste Weg, Kontakte zu knüpfen. Laut Daniel Knapps Erfahrungen lohnt sich der Einstieg: „Societys eröffnen Karriere- und Kontaktmöglichkeiten. Es hängt stark davon ab, welche Clubs man wählt. Will man mit internationalen Studenten zusammen sein, bieten sich internationale Vereine an. Will man sich kulturell assimilieren, bieten sich die Sportclubs ab – denn da sind vor allem Engländer aktiv.“
Der Pub am Abend
Deutsche Studierende sind es gewohnt, dass der Mensabesuch einen wichtigen Teil des sozialen Lebens bildet. Nicht so im Vereinten Königreich, denn die meisten Universitäten haben keine oder nur schlechte Mensen. An deren Stelle treten die Pubs. Für Daniel Knapp eine große Umstellung: „Gegen 17:30 Uhr oder 18:00 Uhr geht man in den Pub. Ich hatte anfangs Kontaktschwierigkeiten mit englischen Kommilitonen, weil ich immer bis 22:00 Uhr gearbeitet hatte. Anders als in Deutschland hat der Unitag in Großbritannien kein offenes Ende. Der Pub in England ist nicht optional.“
Wie sich das Studentenleben gestaltet, hängt natürlich auch vom Geld ab. Martin Krengel lebte in London und litt unter den hohen Preisen: „Dass es hier extrem teuer war, hat es für mich schwerer gemacht. London ist eine Riesenstadt, du lebst immer halb in der U-Bahn. Viele Studierende haben ein bis eineinhalb Stunden von der Uni entfernt gewohnt.“
Der Autor dieses Artikels
Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals im September 2011 veröffentlicht. Seitdem wurde er mehrmals von der Studis Online-Redaktion aktualisiert. Das Datum oberhalb des Artikels gibt an, wann die letzte Veränderung vorgenommen wurde.
8. Quellen und Infos
1 Währungen unterliegen Schwankungen. Diese Umrechnung gilt zum 14.2.22. Es gibt im Internet viele Währungsrechner, um sich den aktuellen Wert anzeigen zu lassen. Benutzt wurde der Währungsrechner für € und £ von finanzen.de