Wie sag ich’s nur?Motivationsschreiben für Masterstudium oder Bachelor
ACHTUNG: Dieser Artikel wird von sehr vielen Bewerber*innen gelesen. Von so vielen, dass inzwischen ausnahmslos alle Bewerbungskommissionen in Deutschland die Beispielformulierungen kennen dürften. Wenn du abschreibst, kann es gut sein, dass deine Bewerbung als Plagiat abgelehnt wird – wie schon 2013 eine Professorin von der HTW Berlin in ihrem Blog geschrieben hatte. Finde also dir zuliebe eigene Formulierungen!
1. Oft gestellte Fragen
Ein Motivationsschreiben wird mittlerweile von vielen Universitäten und Fachhochschulen in einer Bewerbung für einen Bachelor- oder Masterstudiengang verlangt. Darin beschreibst du wieso du Interesse an diesem Studiengang und dieser Hochschule hast.
Ein Motivationsschreiben sollte nicht länger als allerhöchstens 750 Wörter, oder zwei Seiten sein. Noch besser wäre es, wenn du ca. 500 Wörter schreibst.
Es sollte im Idealfall aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss bestehen. Angaben wie deine Adresse oder dein Geburtsdatum sind nicht nötig, dafür solltest du aber unbedingt einen roten Faden einbauen.
2. Warum ein Motivationsschreiben?
Das Motivationsschreiben bildet zusammen mit dem Zeugnis das Herz der Bewerbung um einen Studienplatz. Hier kannst du deine Stärken hervorheben, deine Motivation deutlich machen und mögliche Defizite erklären. Durch ein fehlerbehaftetes Schreiben kannst du dich allerdings auch um deine Chance auf einen Studienplatz bringen – insbesondere Rechtschreibfehler können ein Ausschlusskriterium sein. Doch mit der richtigen Struktur ist das Motivationsschreiben nur halb so schwer.
Bevor du zu schreiben beginnst, solltest du dir bewusst machen, dass das Motivationsschreiben genau drei Botschaften vermitteln soll:
Den Grund, aus dem du das Studium anstrebst.
Warum du selbst besonders geeignet und motiviert bist, dieses Studium durchzuführen.
Inwiefern die Zielhochschule und der Studiengang von dir und deiner Leistung profitieren können.
Wenn du dafür keine (guten) Argumente finden kannst, solltest du vielleicht einen Schritt zurücktreten und dich fragen, ob das angestrebte Studium wirklich das richtige für dich ist – oder du dich nochmals auf die Suche machen solltest!
3. Formalitäten
Hochschulen machen sehr häufig detaillierte Angaben zu Länge und Inhalt des Motivationsschreibens. Daran solltest du dich auch in jedem Fall halten. Alle weiteren Formalitäten und Angaben gelten nur, wenn die Hochschulen selbst nichts Konkretes zu den Themen sagen.
Das Motivationsschreiben für einen Studiengang sollte länger sein als eine typische Bewerbung für ein Praktikum. Wenn die Hochschule keine genauen Vorgaben macht, sind 500 Wörter ein guter Richtwert. Etwas mehr ist akzeptabel, allerdings solltest du nicht mehr als 750 Wörter nutzen. Mach dir bewusst, dass die Prüfer*innen oft hunderte von Bewerbungen lesen – wer übertrieben viel schreibt, fällt da negativ auf.
Was die Aufmachung betrifft ist es nicht nötig, Adresse oder Geburtsdatum zu nennen – das Motivationsschreiben ist ja Teil einer umfangreichen Bewerbung. Insgesamt solltest du auf eine saubere Aufmachung und eine leserliche Schriftgröße achten, alles andere deutet auf Nachlässigkeit hin. Mehr als zwei Seiten sollte das Schreiben keinesfalls umfassen.
Daneben solltest du dein Schreiben dringend auf Rechtschreibfehler prüfen. Das klingt offensichtlich, ist es aber nicht: Etwa jede vierte Masterbewerbung enthält so viele Rechtschreibfehler, dass sie von Prüfungskommissionen gleich aussortiert wird. Gerade im akademischen Bereich werden Rechtschreib- und Kommafehler als Zeichen von Respektlosigkeit oder mangelnden intellektuellen Fähigkeiten gesehen. Daher: Lass das Schreiben von jemandem gegenlesen, der Fehler zuverlässig erkennt. Folgender Satz zum Beispiel minimiert trotz guter Wortwahl die eigenen Chancen auf Aufnahme:
- „Ich bin überzeugt das ich ihre hohen Standards im International Master erfüllen und mich bei ihnen weiterentwickeln kann.“
4. Der Einstieg
Viele Motivationsschreiben beginnen in etwa so:
- „Meine Bewerbung für den Studiengang Master of Science in International Studies begründe ich wie folgt: Schon seit frühester Kindheit interessiere ich mich für internationale Studien. Während meiner Recherchen bin ich auf Ihr Programm gestoßen. Die besondere Struktur Ihres Masterprogramms hat mich dazu bewogen, mich bei Ihnen zu bewerben.“
Klingt erst einmal gut, was ist also an diesem Einstieg falsch? Fast alles. Ganze zwei von vier Sätzen sagen nur das Offensichtliche: Man bewirbt sich. Dass man sich daneben grundsätzlich für das Thema interessiert, sollte klar sein. Und dass man während der Recherchen auf das Programm gestoßen ist, lässt den Leser fragen: Wo denn sonst? Genau betrachtet hatte dieser Einstieg keinerlei Inhalt. Wer so beginnt, hat die Aufmerksamkeit des / der Leser*innen schon verloren.
Wie sieht ein guter Einstieg aus? Du solltest deine ein, zwei besten Argumente voranstellen. So machst du sofort klar, was du willst und wer du bist. Stell dir folgende Fragen:
Was qualifiziert dich für den Master (oder Bachelor)?
Warum passt du in das Programm?
Was motiviert dich?
Das zu formulieren, ist gar nicht einfach. Eine gute Strategie ist es, den Einstieg erst am Ende zu schreiben, denn dann bist du dir über deine Argumente mehr im Klaren. Ein gutes Beispiel für einen Einstieg:
- NICHT KOPIEREN
„Mein berufliches Ziel ist es, eine Führungsposition in Wirtschaft oder Gesellschaft zu übernehmen. Um diese Aufgabe akademisch fundiert, reflektiert und erfolgreich ausüben zu können, möchte ich eine bestmögliche wissenschaftliche Qualifikation erwerben. Ihr renommiertes Masterprogramm in International Studies mit seinen Schwerpunkten in den Bereichen Internationalism und Globalism sehe ich – auch eingedenk meines Bachelorarbeitsthemas "Internalisierte Internationalität im nationalen Kontext" – als idealen Ausgangspunkt für meinen weiteren Lebensweg.“
Mit diesem Einstieg machst du sofort klar, worum es dir geht, was die Ziele sind und warum das Masterprogramm auf dich passt.
Es muss sich im Übrigen keineswegs um einen derart karriereorientierten Einstieg handeln. Wenn du eher wissenschaftliche oder an persönlichem Interesse ausgerichtete Ziele hast, solltest du mit diesen argumentieren.
5. Hauptteil
Der Hauptteil nimmt den größten Teil des Textes ein. Hier beschreibst du in der Regel folgende Dinge:
Der Grund für die Wahl des Bachelors (oder im Fall von Abiturient*innen der Schwerpunktfächer)
Die akademischen Schwerpunkte während des Bachelors sowie das Bachelorarbeitsthemas
Eine gute Begründung, warum du den Studiengang studieren möchtest
Deine beruflichen Ziele
Wichtig ist es dabei, stets das Zielstudium im Auge zu behalten. Also nur relevante Fakten nennen und mit dem Master in Verbindung bringen. Auch hier kannst du wieder auf die im Absatz zur Einleitung gestellten Fragen zurück kommen und darfst nun ausführlicher antworten.
Ein Beispiel, wie man ein Praktikum elegant mit dem Studienwunsch verknüpfen kann:
- NICHT KOPIEREN
„In meinem Praktikum bei der Firma International PR konnte ich zahlreiche Erfahrungen im Bereich der öffentlichen Kommunikation machen. Dies hat meinen Wunsch, nach meinem Bachelorabschluss mein Wissen in diesem Fachbereich zu vertiefen, gefestigt. Die optimale Möglichkeit für dieses Vorhaben bietet ihr Masterprogramm in Öffentlichem Marketing mit seinen Schwerpunkten X und Y.“
Gerade bei Bewerbungen für Hochschulen kommt es auf den Inhalt an – denn es werden keine Verkäufer*innen gesucht. Hochschulen möchten Studierende, die motiviert sind und intelligent argumentieren können. In deinem Motivationsschreiben musst du daher zeigen, dass du dich mit dem angestrebten Studium auseinander gesetzt hast. Informiere dich über die Studienschwerpunkte, die Professor*innen, die Zusammensetzung der Studierenden, die internationalen Kooperationen, das Standing in den wichtigen Rankings. Aus all diesen Dingen können sich gute Argumente ergeben. Meist musst du gar nicht lange suchen: Universitäten heben ihre Vorteile in den eigenen Broschüren hervor. Aber auch hier gilt natürlich: Nicht einfach eins-zu-eins abschreiben!
Vermeiden solltest du platte Motivationsaussagen wie folgende:
- „Ich bin von Ihrem einmaligen Programm und Ihrer Universität begeistert und wäre stolz und motiviert, bei Ihnen studieren zu dürfen.“
Inhaltlich ist das nicht überzeugend. Trotzdem solltest du deine Begeisterung zum Ausdruck bringen. Ein wenig mit Argumenten gefüttert, klingt es schon viel besser:
- NICHT KOPIEREN
„Ihr Programm überzeugt mich aufgrund der in dieser Form einmaligen Verzahnung der Felder Verwaltungswissenschaften und Management. Dass die Universität daneben von der Exzellenzinitiative ausgezeichnet wurde, spricht für Ihre hohe Qualität und motiviert mich, als Masterstudentin Teil Ihrer Hochschule werden zu wollen.“
Der Autor dieses Artikels
Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.
All diese Dinge sollten natürlich in eine vernünftige Struktur gegossen werden. Dafür gibt es keine Schablone, denn jeder Lebenslauf und jedes Studienprogramm ist verschieden. Dennoch solltest du die Absätze trennen. In einem Absatz könntest du dein bisheriges Studium und die Entscheidungsgründe dafür schildern, danach die relevanten Praktika, danach die Zukunftswünsche sowie den Grund, warum du dich genau für dieses bestimmte Studium bewirbst. Wichtig ist, dass das Motivationsschreiben beim Lesen eine rote Linie bildet. Springst du thematisch ständig, lässt du den / die Leser*in verwirrt zurück.
Idealerweise sollte ein Motivationsschreiben daneben keinerlei Phrasen und inhaltsleere Aussagen enthalten. Das ist nicht immer leicht umzusetzen. Ein Trick ist es, das Schreiben einige Tage ruhen zu lassen und es dir dann noch einmal anzuschauen. Ohne Tunnelblick solltest du jeden einzelnen Satz prüfen und dich kritisch fragen: Ist das so sinnvoll? Ist das wirklich relevant?
Einige weitere Beispiele für inhaltslose oder nicht relevante Dinge: „Die Vorlesungen meines Bachelors waren durchweg sehr interessant“, „Ich möchte ein Erasmussemester machen, da internationale Erfahrungen wichtig sind“ oder „Gelsenkirchen ist eine abwechslungsreiche Stadt mit zahlreichen Freizeitangeboten.“
6. Schluss
Anders als der Beginn geht der Abschluss leichter von der Hand. Im letzten Absatz kannst du noch einmal deine Motivation hervorheben. Auch kannst du in einem Satz erwähnen, dass du dich über eine positive Rückmeldung, eine Einladung zum Gespräch oder ähnliches freuen würdest. Am Ende bleibt eine Grußformel.
Hier ein Beispiel, das du allerdings keinesfalls kopieren solltest: Die folgende Formel wird sehr häufig von Bewerber*innen kopiert und sorgt in Bewerbungskommissionen inzwischen für genervtes Augenrollen.
- NICHT KOPIEREN
„Mir ist bewusst, dass Ihre Fakultät den Bewerber*innen nur eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen anbietet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass mich meine akademische Vorbildung dazu befähigt, Ihren hohen akademischen Standards mehr als zu genügen und einen engagierten Beitrag zum Leben und Arbeiten an der Universität Gelsenkirchen zu leisten.
Über eine positive Entscheidung zu meiner Bewerbung würde ich mich daher sehr freuen.“
Ein gutes Schreiben braucht Zeit und Muße. Nimm sie dir!
7. Weitere Informationen
Hinweis: Der Artikel wurde am oben angegebenen Datum zuletzt von der Studis Online-Redaktion leicht bearbeitet. Das Original des Autoren ist schon einige Jahre alt – daher auch der hohe Bekanntheitsgrad der Beispiel-Formulierungen.