Universität HamburgStreik, kreative Besetzung und Aktionen
Von Martin Dolzer
Geschichte und Hintergrund
Bereits vor zwei Jahren war die HWP von Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger in die Universität Hamburg fusioniert worden. Die vorher eigenständige Hochschule war dem CDU Senat, aufgrund ihrer Gewerkschaftsnähe und der kritischen Ausrichtung der Lehre, ein Dorn im Auge. "Man will zu Ende bringen was man begonnen hat, nämlich die HWP begraben!
Unser Dekan, Herr Weber und sein Geschäftsführer haben versucht die Verwaltungsstruktur unseres Departments und des dazugehörigen interdisziplinären Sozialökonomischen Studiengangs in einem undurchsichtigen Prozess einfach verschwinden zu lassen" beklagt der Studierendenvertreter aus dem Fakultätsrat, Oliver Buck. Geplant war, die Umstrukturierungsmaßnahmen ohne nähere Befassung der Betroffenen noch innerhalb dieses Jahres in einem Schnellverfahren zu verabschieden.
Befürchtet wird, dass die in diesem Umfang bundesweit einmalige Möglichkeit ohne Abitur studieren zu können ausgehebelt wird. Schon jetzt werden Arbeiter- und Migrantenkinder von Hochschulbildung ausgegrenzt. Nur 10% der Studierenden kommen aus diesen Schichten. "Das wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines deutschen Zweiklassen-Bildungssystems, wie es erst kürzlich von einem UN-Vertreter kritisiert wurde. Die Art und Weise, wie das DWP abgewickelt werden soll, ist eine Frechheit. Wir wollen weiter einen offen Hochschulzugang, Interdisziplinarität und ein gutes Betreuungsverhältnis im Sinne der HWP" kommentiert Britta Hamann vom Fachsaftsrat des DWP.
Bedeutung und Protest
"Die Uni Hamburg soll wenn es nach den Vorstellungen des Wissenschaftssenators geht ein forschungsorientiertes Exzellenzzentrum nach Maßgaben von Lobbyverbänden wie Bertelsmann werden. Insgesamt wird rigoros gespart. Durch die Unterfinanzierung werden die Fachbereiche gegeneinander ausgespielt. Jetzt sollen die Ressourcen des DWP auf die Departments Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verteilt werden. Im Grunde müssten sich aber alle gemeinsam gegen diesen Konkurrenzdruck wehren" fordert Felix Lösing, ein studentischer Vertreter aus dem Akademischen Senat.
Dementsprechend äußert sich auch das Fachgebiet Recht des DWP in einer Stellungnahme: "Die vorliegenden Eckpfeiler (zur Umstrukturierung des DWP, Anm. d. Red.) sind kein akzeptabler Vorschlag zur Neustrukturierung der Fakultät. Denn sie verstoßen gegen das Hamburger Hochschulgesetz und die hochschulpolitischen Vorgaben, die für die Integration der HWP in die Universität Hamburg zuvor ausgehandelt wurden.(...) Sie sind aus Sicht des DWP vielmehr unpraktikabel und werden in absehbarer Zeit zur Einstellung des dortigen Studienbetriebs führen."
Seit einer Woche protestieren die Studierenden u.a. mit einer Aktion bei der Einweihung des Clubschiffs Aida durch den Bürgermeister Hamburgs, Ole von Beust (CDU), im Hamburger Hafen und einer Demonstration öffentlichkeitswirksam. Im Akademischen Senat der Uni Hamburg wurde erkämpft, dass das weitere Verfahren zumindest Hochschulöffentlich in den Gremien diskutiert wird. Die Studierenden nutzen Streik und Besetzung um Alternativen zur Zerschlagung des DWP in Arbeitsgruppen zu diskutieren. In den nächsten Wochen sollen Vorlesungen im Öffentlichen Raum und weitere kreative Protestaktionen stattfinden. Auf dem Campus der Uni wurde zusätzlich ein Zeltplatz unter dem Motto "Campen gegen Studiengebühren" errichtet um den Boykott gegen Studiengebühren zu unterstützen.
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